Aktuelles Politkabarett mit Uwe Spinder beim Neckargartacher Kulturfrühling
In schwarzem Anzug, nur mit einem Stehtisch auf der Bühne und ein paar tagesaktuellen Schlagzeilen trat der Stuttgarter Kabarettist am Freitag auf Einladung der Kulturschmiede Neckargartach im gut gefüllten Gemeindehaus auf. Sein wohltuend bissiges Programm sorgte für einen anregenden Kabarettabend und ein begeistertes Publikum.
Schon gleich zu Beginn stellte Spinder dar, worum es ihm auf der Bühne geht. Kein Geblödel, keine Comedy, sondern politische Satire pur, ganz im Stile des klassischen Kabaretts. Der Comedian spiele „wegen dem Geld, der Kabarettist „wegen des Geldes.“
Im Mittelpunkt des Abends standen für Spinder dabei die Aktualitäten der vergangenen Tage. So kommentierte er spöttisch den Aufstieg der Piratenpartei, die die Zukunft Deutschlands „in ihrer Lab-Top-Community, per Mailinglisten, in Shitstorms auf ihrer Cloud“ gestalten wollen, aber keine Ahnung von Politik haben. Der neue Bundespräsident „Sankrosankt Gauck“, der so herzlich sei, dass man gar auf Hirn verzichten könne, stehe für ein zeitgemäßes „Empört euch nicht!“ und wurde ebenso genüsslich abgewatscht wie sein Vorgänger, der für Spinder ein „Schaf im Wulffspelz“ darstellte.Natürlich durften auch an diesem Abend Gags über die FDP „fast drei Prozent“ und deren Parteivorsitzenden Philipp Rösler nicht fehlen. Vom Vizekanzler war es damit nicht mehr weit zur Kanzlerin, die Spinder zur „Mutter Teresa der Eurorettung“ kürte. Auch Merkels Ankündigung die Finanzmärkte schärfer zu kontrollieren, geißelte der scharfzüngige Satiriker als das, was es in wirklich ist, nämlich leere Sprechblasen, vor denen kein „Scheinheiliger“ in Furcht oder Schrecken gerät. „Gottseidank“, atmete Spinder auf, „können wir da im Ländle mit besserem Personal aufwarten“. Aus seiner Heimatstadt wurde inzwischen „Greengart“, Ober-Realo Fritze Kuhn werde demnächst Stuttgarter OB, und Landesvater Kretschmann kürzlich von Ratekönig Günther Jauch zum „Papst von Baden-Württemberg“ berufen. „Endlich ein Landesvater, der so langsam spricht, dass das Denken beim Sprechen die Richtung wechseln kann“, spottete er. Und auch an den beiden Amtsvorgängern ließ Spinder kein gutes Haar und fragte sich, wo das „atomare Rumpelstilzchen Mappus“ nun wohl seine Restlaufzeit ausstrahlen könne und warum Günter Oettinger, als EU-Energiekommissar immer so viel „heiße Luft“ absondern müsse. Bundesweit seien die grünen „Strahlemänner“ längst schon zu „Kreidefressern“ mutiert, so rechnet Spinder 2013 doch mit einer Regierungsbeteiligung der Partei. Eine Claudia Roth könne dann „Bundesbetroffenheitsministerin“ werden, ein Cem Özdemir Bundesaußenminister, schließlich kenne sich der „Bonsai-Obama aus Bad Urach“ mit den Flugmeilen aus.
Nach vielen satirischen Spitzen zum bundes- und auch landespolitischen Geschehen, die Spinder mit beeindruckender Pointendichte vortrug, folgten etwas allgemeinere Themen, die der Wortkünstler ebenso köstlich und witzig behandelte, und in der Bemerkung gipfelten: „Wir wollen doch keine Riesterrente, sondern Riesters Rente.“
Nicht nur dafür gab es vom Publikum die volle Zustimmung, das Spinders Auftritt am Ende mit minutenlangem Beifall beklatschte und den sympathischen Schwaben zu zwei stimmungsvollen Zugaben aufforderte.